Spricht man von Gedächtnisformen, so unterscheidet man das „deklarative-“ und das implizite“ Gedächtnis. Im Gegensatz zum impliziten Gedächtnis, das unbewusste Informationen abspeichert, definiert sich das deklarative oder „explizite“ Gedächtnis als die bewusste Ebene des Denkens.
Die Speicherorte des deklarativen Gedächtnisses befinden sich im Hippocampus, von wo aus deklarative Informationen abgerufen werden. Im 1. Teil unserer Artikelreihe zum „Register, Kurz- und Langzeitgedächtnis“ haben wir bereits einen kleinen Einblick in das Drei-Speicher-Modell unseres Gehirns gegeben und erklärt, wo Reize und Informationen verarbeitet werden. Aber wie genau prägt sich neues Wissen in unser Gehirn ein?
Emotionale Erlebnisse und Gelerntes
Das deklarative Gedächtnis wird wiederum in die episodische- und die semantische Gedächtnisvariante unterteilt. Erstere speichert persönliche Erlebnisse, also Episoden unseres Lebens (wie z.B. Urlaube), während das semantische Gedächtnis Faktenwissen sammelt (z.B. Vokabeln). Die Erinnerungen beider Gedächtnisformen haben gemeinsam, dass wir uns ihrer bewusst sind, dass wir sie also bewusst abrufen und verbal oder non-verbal beschreiben (deklarieren) können – egal ob es sich hierbei um den Geburtstag der Mutter oder um geschichtliche Fakten handelt.
Episodisches Gedächtnis: Unsere Autobiographie
Das episodische Gedächtnis enthält also hauptsächlich persönliche Erinnerungen an Dinge, wie wir selbst erlebt haben. Es wird auch autobiographisches Gedächtnis genannt, da sich hier alle, positiven wie negativen, Erinnerungen unserer individuellen Lebensgeschichte sammeln. Diese Erinnerungen können wir in der Regel einer bestimmten Zeit (einem Jahr, einem bestimmten Tag oder einer genauen Uhrzeit) und einem bestimmten Ort (entweder dem Ort des Geschehens oder einem anderen Ort, den wir mit einer Erinnerung assoziieren) zuordnen.
Semantisches Gedächtnis: Fakten, Fakten, Fakten
Das semantische Gedächtnis hingegen, speichert Informationen über Dinge, die wir gelernt haben und „wissen“, wie etwa die Tatsache, dass 1 + 1 = 2 ergibt oder die Bedeutung bestimmter Wörter. Diese konzeptionellen Informationen sind meist nicht an Emotionen geknüpft und „zeitlos“ – wir wissen also in der Regel nicht mehr, wann wir sie gelernt haben, sie sind einfach da.
Komplexe Interaktion der beiden Gedächtnissysteme
Das semantische und das episodische Gedächtnis arbeiten jedoch nicht ausschließlich getrennt voneinander, sondern interagieren immer wieder durch komplexe Prozesse miteinander. Wenn wir uns beispielsweise an geschichtliche Fakten unseres letzten Urlaubsorts erinnern, so arbeiten hierbei das semantische und das episodische Gedächtnis zusammen, um diese Informationen abzurufen.
Doch wie steht es um unbewusstes Erinnern? Im nächsten Blogbeitrag dieser Reihe (Unser Gedächtnis Teil 3) werden wir genauer auf das implizite Gedächtnis eingehen.